Reise ans Ende der Welt – Teil 4

Nathalie 

Was die Bretagne so einzigartig macht, ist ihre Landschaft. Und hier am Ende der Welt, dieser heftig umstürmten und vom Meer umtosten Landspitze, die Europas äußersten Westen markiert, ist sie besonders rau, ursprünglich, energiegeladen. Hier wechselt das Wetter mitunter in Minuten. Herrschte gerade noch Sonnenschein, zieht binnen kurzem Nebel auf – November im August bei rund 20 Grad. 

Und mit jedem Lichteinfall, mit dem Spiel der Sonne und der sich bildenden Schatten ändert sich die Farbe des Meeres. Dieses bis in etliche Meter Tiefe klare Wasser kann so viel Blau- und Grüntöne annehmen, dass es unmöglich ist, sie mit Worten zu beschreiben.

Vor einem Jahr lernte ich eine Künstlerin kennen, die genau dieses Farbspiel in ihre Objekte zu bannen weiß. Das Besondere: Sie ist keine Malerin, keine Fotografin, sondern eine Künstlerin, die hauchdünnem Porzellan Form verleiht und es mit eben jenen Farben ausstattet, die den Atlantik so einzigartig machen. Auch die Formen sind vom Meer inspiriert. Große Schalen erinnern an Muscheln und andere Meerestiere, skulpturale Wellen widerspiegeln die Urkraft des Meeres, stilisierte Möwen scheinen schwerelos im Raum zu schweben. Nathalie Derouèt schafft Unvergleichliches, nie zuvor Gesehenes.

Die ebenfalls Atlantik-inspirierten Becher, Tassen, Teller, Schalen, Schüsseln sind ebenso außergewöhnlich. Erst als ich sie zu Hause in Gebrauch nahm, erst als ich das gleichermaßen zarte wie feste Porzellan in meinen Händen hielt, um Tee oder Kaffee daraus zu trinken, bekam ich eine leise Ahnung davon, welche Meisterschaft es braucht, so etwas herzustellen. Von Hand. Jedes einzelne Stück. 

Nathalie hatte mich im vergangenen Jahr in ihr Atelier eingeladen und mir ihre Arbeitsstätte gezeigt und den Entstehungsprozess ihrer Werke erläutert. Damals war meine letzte Bretagne-Etappe das Städtchen Douarnenez – ihre Wirkungsstätte. 

Inzwischen kennen wir einander ein besser. Wochen nach meiner Rückkehr aus der Bretagne hatte ich einige weitere Stücke bestellt. „Zögere nicht, Dir etwas auszusuchen, ich werde es für Dich herstellen.“ hatte sie mir angeboten. Und ich habe diese freundliche Offerte gern genutzt. Unser Brief- bzw. Mailwechsel, den wir seit einem Jahr pflegen, ist immer inspirierend, ein bereichernder Austausch. 

Heute bin ich wieder hier. Der gleiche herzliche Empfang, die gleiche freundliche, bodenständig-bescheidene Frau. Unser Gespräch bewegt mich sehr, obwohl wir uns auf Englisch, das für uns beide Fremdsprache ist, verständigen. Nathalie kennengelernt zu haben, gehört für mich zu den schönsten und stärksten Impressionen meiner Bretagne-Reisen. Neben der unvergleichlichen Natur. Merci, Nathalie.

Fortsetzung folgt

Autor: B. Köhler Fotos: B. Köhler

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