Liebens- und lebenswerter kleiner Ort
Am 23. August wurde in Friedrichsdorf ein historisch wertvolles, jahrhundertealtes religiöses Kleindenkmal – ein sog. Bildstock – gewürdigt (Elch-Report berichtete.). Über den kleinen, in die Ausläufern der Fahnerschen Höhen eingebetetten Ort gibt es vieles, durchaus Erstaunliches zu berichten.
Rund 250 Jahre sind erst vergangen, als das Dorf auf Anordnung des Mainzer Erzbischofs und Landesherren Friedrich Karl Joseph von Erthal entstand, dessen Namen es seither trägt. Es ist vorab geplant und dann umgesetzt bzw. gebaut worden, also keine Ansiedlung und gewachsene Struktur wie man das aus unserer Umgebung sonst kennt. Sieben Höfe und ein Backhaus gehörten dazu.
Heute ist Friedrichsdorf ein sehr liebens- und lebenswerter kleiner Ort. Hier leben Landwirte, Künstler, Menschen unterschiedlichster Profession. Ruhe, ja Stille, gepaart mit der Nähe zur Großstadt bieten ideale Wohnverhältnisse.
Doch bis weit in die 1980er Jahre hinein, bis kurz vor der politischen Wende, machten die fehlende Infrastruktur, die ungenügende Verkehrsanbindung (weder Bahnhof noch Bushaltestelle) das Leben hier mitunter mühselig – viel Idylle, wenig Komfort. Seit Mitte der 1970er Jahr zog es Städter hierher, die Häuser als Wochenend-Domizile nutzten. Dennoch: Nur 28 Einwohner hatte Friedrichsdorf noch im Jahre 1987. 25 Wohngebäude gab es zu dieser Zeit, davon wurden 16 dauerhaft bewohnt, neun dienten Naherholungszwecken. Weiterhin gab es entsprechende Stallungen, Scheunen und Schuppen.
Über eine eigenständige LPG mit dem dem Namen „Zur Linde“ verfügte Friedrichsdorf bis in die 1960er Jahre hinein, späterhin wurde das Land von der LPG Pflanzenproduktion Elxleben und der LPG „Fahner Obst“ Gierstädt bewirtschaftet. Es gab keine Handwerksbetriebe, erst recht keine Produktionsstätten.
Die Kinder wurden in der örtlichen Schule bis 1965 unterrichtet, danach in Witterda und Elxleben. Die Kleinsten wurden in Kinderkrippen und -gärten der Nachbarorte betreut.
Bis Mitte der 1960er Jahre gab es eine Gaststätte, bis 1974 auch eine temporär geöffnete Verkaufsstelle. Über Einkaufsmöglichkeiten verfügte seither (und bis heute) Friedrichsdorf nicht. Die Einwohner wurden zum Einkauf zwei Mal pro Woche gefahren.
1978 wurde eine Wasserleitung verlegt, allerdings: „Alle Gebäude sind an die jetzt bestehende Ortswasserversorgung angeschlossen. Jedoch reicht diese Versorgung nicht aus.“, heißt es in einer Ortskonzeption, erstellt 1987 vom damaligen Bürgermeister Ullmann. Und weiter: „Beim Bau der Ohra-Leitung von Töttelstädt nach Witterda wurde eine Anschlussmöglichkeit nach Friedrichsdorf vorgesehen. Die Anschlussleitung (ca. 1 km) soll noch bis 1990 verlegt werden.“ Auch eine zentrale Abwasserentsorgung war nicht vorhanden. Die Hauptstraße des Dorfes war unbefestigt.
Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler, E. Hesse (histor. Fotos)
Dorfstrasse 1908
Unbefestigte Dorfstrasse